Therapien – Medikamentöse Therapie

Dr. Cornelia Jaursch-Hancke

Verschiedene Medikamente können die Ausschüttung von Wachstumshormon (GH) unterdrücken und oft sogar das Hypophysenadenom verkleinern. In der Regel kommen Medikamente aber nur in Frage, wenn durch eine Operation keine Normalisierung der Wachstumshormon-Werte erreicht werden kann. Die Strahlentherapie wird in den letzten Jahren immer seltener angewandt.

Eine primäre medikamentöse Therapie ist in besonderen Fällen gerechtfertigt: hohes Alter des Patienten, schlechter Allgemeinzustand, geringe Wahrscheinlichkeit einer Heilung durch eine Operation und insgesamt hohes chirurgisches und anästhetisches Risiko.

Kriterien, an denen die Wirksamkeit der Medikamente gemessen werden muss sind eine Senkung der Konzentration des Wachstumshormons unter 2,5 µg/L (Mittelwert mehrerer Einzelbestimmungen) und eine Normalisierung der IGF-I Konzentration (die Normalwerte des IGF-I sind alters- und geschlechtsabhängig). Werden diese Grenzen erreicht, so hat ein Patient nach heutigen Erkenntnissen eine normale Lebenserwartung. Von einer Heilung wird allerdings erst ausgegangen, wenn die GH-Konzentration in einem Glukosebelastungstest unter 0,5 µg/L supprimiert wird und gleichzeitig die IGF-I Konzentration im alters- und geschlechts-spezifischen Normbereich ist. Dies ist jedoch ein Kriterium, das nur nach einer Operation angewendet werden kann.

Welche Medikamente können bei der Akromegalie eingesetzt werden?

  1. Dopamin-Agonisten
    Sogenannte Dopamin-Agonisten wurden als erste Medikamente zur Hemmung der Sekretion des Wachstumshormons bei der Akromegalie eingesetzt. Sie führen bei etwa 30-40 % der Patienten zu einer deutlichen Senkung der GH-Konzentration und des IGF-I. Jedoch wird nur bei etwa 15-20% eine Suppression des Hormons auf Werte unter 2,5 µg/L und eine Normalisierung des IGF-I auf einen altersentsprechenden Normwert erreicht. Heute kommt meist Cabergoline zur Anwendung.
  2. Somatostatin-Analoga
    Bei den Somatostatin-Analoga (Octreotide, Lanreotide) handelt es sich um synthetische Analogpräparate des körpereigenen Somatostatins. Somatostatin hemmt auch beim Gesunden die Ausschüttung von Wachstumshormon. Somatostatin-Analoga werden heute als Depot-Präparate benutzt, die nur einmal pro Monat gegeben werden. Sie müssen je nach Präparat intramuskulär oder tief subkutan (unter die Haut) injiziert werden. Diese Medikamente bewirken zusätzlich meist eine deutliche Reduktion des Tumorvolumens. Somatostatin-Analoga und Dopamin-Agonisten können auch kombiniert werden. Die Therapie mit Somatostatin-Analoga führt bei bis zu 80-95% der Patienten zu einer Hemmung der Ausschüttung von Wachstumshormon. Bei 55% der Patienten wird eine Senkung des Wachstumshormons unter 2,5 µg/L erreicht. Kopfschmerzen und Weichteilschwellung bessern sich meist sehr schnell. Anfangs treten nicht selten Magen-Darm-Probleme (Blähungen, Durchfall) auf, die aber im Allgemeinen nach kurzer Zeit verschwinden. Auf die Möglichkeit der Entstehung von Gallensteinen und die Entwicklung eines Vitamin-B12-Mangels muss geachtet werden.
  3. Seit 2003 steht ein synthetischer Wachstumshormon -Rezeptor-Antagonist zur Verfügung (Pegvisomant). Diese Substanz bindet an die auf der Zelloberfläche vorhandenen Rezeptoren für Wachstumshormon und blockiert damit kompetitiv die Bindung des körpereigenen Hormons. Die Konzentration des Wachstumshormons im Blut bleibt weiter hoch oder steigt sogar an. Es kann aber keine Wirkung mehr entfalten und die schädlichen Folgen des Hormon-Exzesses werden damit verhindert. Eine Normalisierung des IGF-I Konzentration wird bei 80 bis 95% der Patienten erreicht. In seltenen Fällen kann ein Somatostatin-Analogon mit Pegvisomant kombiniert werden, eine allerdings sehr teure Therapieform. Da Pegvisomant das Wachstum des Hypophysen-Adenoms nicht hemmt, sind regelmäßige Untersuchungen mittels Kernspintomographie erforderlich. Unter der Therapie mit Pegvisomant müssen die sog. „Leberwerte“ im Blut überwacht werden, da es zu einem Anstieg kommen kann.

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